Warum das wichtig ist

Kinder haben ein Recht auf sichere, selbstständige Mobilität. Kindgerechte Verkehrsplanung setzt deshalb auf eine Infrastruktur, die Gefahren minimiert, Kompetenzen von Kindern berücksichtigt und Eltern entlastet.

Ausgangslage

Trotz sinkender Unfallzahlen kommt heute alle 20 Minuten ein Kind im Straßenverkehr zu Schaden. 25 800 Kinder verunglückten 2022, 51 davon tödlich. 2021 markierte pandemiebedingt mit 22 300 Verletzten den bisherigen Tiefststand.
Hauptunfallorte sind Hauptverkehrsstraßen – besonders riskant für zu Fuß Gehende.
Die Ursachen:
  • begrenztes Risikobewusstsein & Erfahrung
  • autozentrierte Verkehrsplanung
  • komplexe Aufgaben, die Kinder < 14 J. noch nicht beherrschen
Kurz: Es wird Verhaltensanpassung erwartet, statt die Infrastruktur kindgerecht zu gestalten.

Leitprinzipien kindgerechter Verkehrsplanung

Kindzentriert planen
Infrastruktur an Fähigkeiten & Körpergröße von Kindern ausrichten
Konflikte vermeiden
Motorisierten & aktiven Verkehr baulich trennen
Tempo drosseln
Wo Kinder unterwegs sind, hat Geschwindigkeitssenkung Vorrang
Sicht gewährleisten
Freie Sichtachsen durch konsequentes Parkraum- & Werbeflächen-Management
Partizipation sichern
Kinder & Eltern in Planungsprozesse einbinden (UN-KRK & § 3 BauGB)

Handlungsempfehlungen für kindgerechte Infrastruktr

🚸 1 · Kindgerechte Infrastruktur = Planungsstandard

  • Vision-Zero-Vorgabe aus der VwV-StVO als Pflicht für alle Behörden verankern.
  • Verkehrsraum „von außen nach innen“ denken – Design für Alle.

🚦 2 · Baulich trennen & Tempo 30

  • Geh- & Radwege abschirmen, Tempo 30 / Verkehrsberuhigung im Umfeld von Kitas, Schulen, Spielplätzen.
  • Erleichterte StVO-Rahmenbedingungen für Kommunen.

📉 3 · Tempo durchsetzen

  • Kombination aus baulichen Maßnahmen, stationärer Überwachung & Dialogdisplays.
  • Kontinuierliche Kontrolle statt Aktionismus zum Schuljahresbeginn.

🚗 4 · Elternhaltestellen (min. 250 m)

  • 3–5 Stellplätze je nach Schulgröße, neue Verkehrsprobleme vermeiden.
  • Parallel: sichere Rad- & Fußwege + hochwertige Fahrradstellplätze ausbauen.

➡️ 5 · Sichere Querungen

  • Kindgerecht gestaltete Zebrastreifen, LSA, Mittelinseln.
  • Konfliktfreie Signalphasen & akustische Signalgeber; Grünphasen > halbe Furtlänge.

👀 6 · Freie Sichtachsen

  • Sichthindernisse entfernen, Seitenräume vorziehen, Poller setzen.
  • Halt- & Parkverbot an Kreuzungen: 10 m (bei 30 km/h) / 20 m (bei 50 km/h).

🗺️ 7 · Schul- & Radschulwegpläne priorisieren

  • Regelmäßige Verkehrsschauen, Fußverkehrs-Checks, Unfallkommissions-Empfehlungen umsetzen.
  • Integrierte Schulmobilitätspläne gesetzlich verankern.

🗣️ 8 · Kinder beteiligen

  • Altersgerechte Beteiligung an allen Bau- & Verkehrsprojekten; Länder stellen Leitfäden & Schulungen bereit.